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Medizintechnik beim DGK-Kongress: Neuer Wein im alten Schlauch

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Treffen sich Deutschlands führende Kardiologen, dürfen technische Innovationen nicht fehlen. Sicherer, schonender, schneller – diesen drei Trends folgt die Medizintechnik. Wenig innovativ waren hingegen die Messauftritte vieler Hersteller.

High-Tech mit Herz: Etliche Firmen präsentierten bei der 81. Jahrestagung der Deutschen Kardiologischen Gesellschaft (DGK) Innovatives aus der Medizintechnik. Die Branche wartet mit Neuerungen rund um Diagnostik, Therapie und Prävention auf. Innovative Präsentationen suchte antwerpes jedoch vergebens. Ein Messerundgang:

Navigieren im Gefäßsystem

Immer häufiger behandeln Kardiologen strukturelle Herzkrankheiten mit katheterbasierten Verfahren. Via Ultraschall gelingt es ihnen, Herzanatomie und Blutfluss optimal zu visualisieren, während Röntgen schon lange Standard zur Katheternavigation ist. Philips verbindet beide Technologien mit seinem EchoNavigator. Das Tool synchronisiert Ultraschall- und Röntgenbilder in Echtzeit. Operateure sehen 2D- oder 3D-Ultraschallmodelle aus der gleichen Projektion – wie bei ihrer Röntgenbildgebung. Die Ultraschalldarstellung erscheint zusammen mit einer synchronisierten Ansicht, einem am Tisch veränderbaren Modell und der Live-Röntgenbildgebung. Auch der Ultraschallsichtkegel wird im Röntgenbild eingeblendet. Kennzeichnen Ärzte beispielsweise das Septum virtuell im Ultraschallbild, übernimmt der EchoNavigator entsprechende Markierungen in weitere Ansichten.

Der EchoNavigator im Einsatz. Quelle: Philips
Der EchoNavigator im Einsatz. Quelle: Philips

Philips entschied sich bei der Präsentation des EchoNavigators für die „Hand on“-Variante und ermöglichte den Besuchern, sich selbst mit der Technik vertraut zu machen. Auch Experten aus der Praxis waren am Stand und konnten von ihren Erfahrungen berichten.

Hightech gegen Vorhofflimmern

Boston Scientific stellte in Mannheim das Rhythmia™ Mapping System zur elektrophysiologischen Untersuchung vor. Kardiologen führen eine Elektrode in der Leistengegend ein und leiten diese bis zum Herzmuskel weiter. Dort spannen sich mehrere Arme korbartig auf. In 15 Minuten werden 20.000 Werte erfasst – fast 100 Mal mehr als bei herkömmlichen Systemen. Die Informationsmenge erlaubt es Ärzten, detaillierte 3D-Bilder zu erstellen. Sie identifizieren präzise, welcher Bereich des Herzmuskels Probleme macht. Anschließend veröden sie das Gewebe wie üblich – aber mit extrem hoher Trefferquote. Der Benefit: Viele Patienten verlassen noch am gleichen Tag die Klinik, während sie beim althergebrachten Procedere drei bis vier Tage auf Station waren.

Boston Scientific in Mannheim auf dem DGK 2015
Boston Scientific in Mannheim auf dem DGK 2015

Die Präsentation erfolgte am klassischen Kongressstand mit Leuchtdisplays und medizintechnischen Geräten. Interaktive Medien zur Veranschaulichung fehlten jedoch.

Aber bitte ohne Kunststoff

Bei B. Braun Melsungen dreht sich am Messestand alles um ein Sirolimus freisetzendes, polymerfreies Stentsystem. Dank neuartigen Beschichtungen führt Coroflex® ISAR schneller zur Endothelialisierung bei niedrigen Raten an Restenosen. Das konnte anhand der Studien ISAR-TEST 2 (2010) und ISAR-TEST 5 (2011) mit mehr als 4.000 eingeschlossenen Patienten gezeigt werden. Bei Paclitaxel-freisetzenden Ballonkathetern setzt B. Braun ebenfalls auf biologisch abbaubare, polymerfreie Beschichtungen: SeQuent® Please funktioniert nach folgender Strategie: Paclitaxel wird nach Ausdehnung eines Ballons zielgerichtet in die Gefäßwand freigesetzt („Single Shot“). Nach Auflösung der Trägermatrix aus Iopromid wandern aktive Stoffe in glatte Muskelzellen und wirkt dort antiproliferativ – für bis zu 14 Tage.

B. Braun Melsungen auf dem DGK 2015 – klassischer Messestand mit Kaffeebar

Modernste Technik – Auftritt von gestern

Ein Fazit: Bei kardiologischen Medizintechnologien bewegt sich viel – das steht außer Zweifel. Innovative Präsentationen suchte das Team von antwerpes vor Ort jedoch vergebens. Multimedia-Präsentationen oder 3D-Filme statt Old School-Messeständen oder interaktive Module statt Flyern oder Studien in gedruckter Form – dahin könnte die Reise gehen.

Michael van den Heuvel

Veröffentlicht: 22. Mai 2015 // antwerpes


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