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Gesundheitssysteme in der EU: 28 EU-Mitgliedsstaaten, 28 Gesundheitssysteme, 1 Ziel

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Die europäische Union besteht aus insgesamt 28 Mitgliedsstaaten und aus ebenso vielen Gesundheitssystemen. Durch unterschiedlichen politischen Anspruch bzw. sozioökonomischen Kontext unterscheiden sich die Gesundheitssysteme teilweise gravierend, dennoch verfolgen sie alle ein und das selbe Ziel: die Gewährleistung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung.

Gesundheitssysteme in 3 D(imensionen)

Die unterschiedlichen Gesundheitssysteme der EU lassen sich anhand von 3 Dimensionen einteilen. Die erste Dimension, die zur Differenzierung der Systeme genutzt werden kann, ist die Finanzierung. Gemeint ist, wer für die Leistungen im Gesundheitssystem aufkommt und welche Rolle staatliche Steuermittel spielen. Gibt es private Prämien oder Beiträge die gezahlt werden und welche Akteure, ob staatlich oder privat, sind mit in die Finanzierung involviert. Die zweite Dimension zur Unterscheidung von Gesundheitssystemen ist die Leistungserbringung. Von wem werden die Leistungen in der Medizin, Pflege, Prävention und Rehabilitation erbracht und wie ist das Verhältnis von öffentlichen und privaten Leistungserbringern zueinander. Die letzte Dimension zur Einteilung von Gesundheitssystemen ist die Frage nach der Regulierung. Wer also die Regeln für die Akteure der Systeme setzt und welche Beziehungen zwischen den Geldgebern, den Leistungsträgern und den Patienten herrschen.

3 Grundformen von Gesundheitssystemen

Je nach Gewichtung dieser Dimensionen können drei Grundformen von Gesundheitssystemen definiert werden. Bei einem privat- (wirtschaftlichem) System findet die Finanzierung durch risikoabhängige Prämien statt, die Leistungserbringung erfolgt durch private Anbieter und eine Regulierung findet durch einen Wettbewerb der privaten Marktteilnehmer statt. Die zweite Grundform ist ein nationales Gesundheitssystem bei dem es eine öffentliche Finanzierung durch Steuern und eine Leistungserbringung durch öffentliche Anbieter gibt. Die Regulierung erfolgt aus einer staatlichen Hierarchie heraus. Die letzte Grundform ist die Sozialversicherung. Auch hier gibt es, wie beim nationalen Gesundheitsdienst, eine öffentliche Finanzierung, jedoch nicht durch Steuern, sondern durch Beiträge. Die Leistungserbringung erfolgt durch öffentliche und private Anbieter. Die Regulierung wird durch Kollektivverhandlungen der Akteure im Gesundheitswesen gewährleistet.

Deutschland ist etwas Besonderes

Die USA ist das einzige hoch entwickelte Land mit einem privatwirtschaftlichem Gesundheitssystem. In den europäischen Ländern herrschen die Sozialversicherung und der nationale Gesundheitsdienst vor, meistens ist es aber ein individueller Mix aus beiden Systemen.

Der nationale Gesundheitsdienst wird auch Beveridge-System genannt, da der Brite Lord Beveridge nach dem zweiten Weltkrieg maßgeblich an dessen Einführung in Großbritannien beteiligt war. Die Sozialversicherung, auch gerne als Bismarck-System betitelt, hat ihre Wurzeln in Deutschland. Im Jahr 1883 wurde sie vom Reichskanzler Otto von Bismarck als erstes System dieser Art in Deutschland eingeführt. Seitdem wurden zahlreiche Reformen und Änderungen an unserer Sozialversicherung vorgenommen, sie bleibt aber ein besonderes System. Denn nur in Deutschland gibt es die Möglichkeit, ab einer gewissen Einkommensgrenze zwischen der gesetzlichen und einer privaten Krankenversicherung zu wählen. Was die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland betrifft, ist diese auch einzigartig in der Hinsicht, dass man ein Krankenkassenwahlrecht hat und sich somit seine Krankenkasse selber aussuchen kann. Und das letzte Merkmal, dass das deutsche Gesundheitssystem zu einem besonderen macht, ist, dass nicht die Regierungsbehörden die Ausarbeitung des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkasse übernimmt, sondern die gemeinsame Selbstverwaltung der beteiligten Akteure des Gesundheitssystems.

Vanessa Wild
Medical Advising

 

Quellen:

  • http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/gesundheitspolitik/72906/gesundheitswesen-im-europaeischen-vergleich
  • http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/gesundheitspolitik/72553/deutsche-besonderheiten
  • http://aok-bv.de/lexikon/g/index_00368.html
  • http://www.initiative-elga.at/ELGA/Gesundheitssystem_Daten_Fakten_Infos/Bismarck_Beveridge_oder_was_sonst_Rothgang_090122.pdf

Veröffentlicht: 24. August 2016 // antwerpes


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